6. März 2023 | bayernhafen
„bayernhafen ist an seinen Standorten das Rückgrat für die Versorgung von Gesellschaft und Industrie mit Gütern.“
Geschäftsjahr 2022: Rund 9 Mio. t Güterumschlag per Schiff und Bahn. Rekord im kombinierten Verkehr: Mit 512.000 TEU erstmals über einer halben Million.
Regensburg, 06.03.2023 – bayernhafen hat sich auch im schwierigen Jahr 2022 behauptet. 520.000 LKW-Fahrten (1.420 pro Tag) wurden eingespart durch die Verlagerung von Langstreckenverkehren auf die umweltfreundlicheren Verkehrsträger Schiff und Bahn. An seinen sechs Standorten Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg, Roth, Regensburg und Passau schlug bayernhafen fast genau 9 Mio. Tonnen Güter per Schiff und Bahn um – ein minimaler Rückgang um 1,8 % im Vergleich zum Vorjahr.
Der Bahngüterumschlag betrug 2022 6,559 Mio. t, was trotz infrastruktureller Probleme einem leichten Zuwachs von 2,5 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Schiffs-güterumschlag ging um 12 % auf 2,424 Mio. t zurück. Hierfür gibt es drei Ursachen. Etwa 120.000 t Schiffsraum fehlt aktuell durch den Verkauf nach Osteuropa. Diese Schiffe transportieren dort vor allem Getreide aus der Ukraine. Weitere Kapazitäten fehlen an Main und Donau von Aschaffenburg bis Passau durch die immensen zurückgekehrten Transporte von Kohle im Rheingebiet. Schließlich war 2022 ein Jahr mit starken und langdauernden Niedrigwasserperioden durch den heißen Sommer.
Wir wirken wie ein Rückgrat für die Versorgung von Gesellschaft und Industrie.
bayernhafen Geschäftsführer
Joachim Zimmermann
„Trotz aller Herausforderungen erleben wir aber nicht nur bei unseren Kunden, sondern auch bei den Unternehmen in Bayern großes Interesse und die grundlegende Bereitschaft beim Transport noch mehr auf Schiff und Bahn umzusteigen. Damit bayernhafen hier die erste Anlaufstelle bleibt, haben wir im letzten Jahr wieder rund 46 Mio. Euro an Investitionen in unsere Hafeninfrastruktur über mehrere Jahre angestoßen und in diesem Jahr sind es weitere 28 Millionen,“ so bayernhafen Geschäftsführer Joachim Zimmermann, der auch Präsident des Bundesverbandes öffentlicher Binnenhäfen ist. „Es liegt jedoch nicht allein in unserer Hand, dass diese Investitionen an unseren Hafenstandorten auch ihre volle Wirkung entfalten. Wir brauchen beschleunigte Genehmigungen für unsere Vorhaben und vor allem einen Schutz unserer Infrastruktur. Wir wirken wie ein Rückgrat für die Versorgung von Gesellschaft und Industrie. Das sollte in seiner Funktion nicht eingeschränkt oder gar verletzt werden. Von urbaner Wohnbebauung, über kulturelle Umnutzung bis hin zum Bau eines ICE-Instandhaltungswerkes im Hafenbecken mit der damit verbundenen Verdrängung von Kunden und dem Verlust von Arbeitsplätzen stehen zahlreiche Themen auf unserer Agenda, gegen die wir uns deutlich aussprechen,“ so Joachim Zimmermann.
Historischer Rekord
Im kombinierten Verkehr kann bayernhafen einen historischen Rekord vermelden. Erstmals wurde über alle Standorte die Marke von einer halben Million TEU (twenty foot equivalent unit = 20-Fuß-Standardcontainer) geknackt. Zu den 512.036 TEU (plus 4% im Vergleich zum Vorjahr) zählen Container des Seehafenhinterlandverkehrs genauso wie Wechselbrücken und Sattelauflieger im kontinentalen Verkehr. Durch das 2022 fertiggestellte trimodale Terminal (Schiff, Bahn und LKW) in Regensburg und die anstehende Erweiterung des Terminals in Nürnberg ist hier auch künftig Raum für weiteres Wachstum. In Regensburg stieg die Kapazität von 128.000 TEU um über 50 % auf 200.000 TEU an. 26 Mio. Euro flossen hier in die Erweiterung des Terminals und einen neuen trimodalen Portalkran.
Sehr erfreulich entwickelt sich auch die Rückkehr der Flusskreuzfahrten nach der Pandemie. 2.054 Schiffe haben an den bayernhafen-Anlegestellen Halt gemacht. Dieser Wert liegt nur noch 16 % unter den Vor-Corona-Werten aus 2019. Die allgemeine Lage ist jedoch trotz der Erholung auch bei den Flusskreuzfahrten durch den Personalmangel angespannt. Viele Fachkräfte kamen hier bisher aus der Ukraine.
Ohne die Logistikdrehscheibe Binnenhafen ist eine echte Verkehrswende nicht machbar.
bayernhafen Geschäftsführer
Joachim Zimmermann
„Die vielfach seitens der Politik geäußerte Feststellung, dass Binnenhäfen systemrelevant sind, freut uns zwar, doch müssen diesen Aussagen nun auch deutliche Taten folgen, vor allem seitens des Bundes. Ohne die Logistikdrehscheibe Binnenhafen ist eine echte Verkehrswende nicht machbar. Dazu brauchen wir gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Verkehrsträger. Die bereits seit Jahrzehnten dauernde Vernachlässigung der Wasserstraßen muss beendet werden. Das Hangeln von Haushalt zu Haushalt mit immer reduzierteren Mitteln ist nicht mehr akzeptabel,“ so bayernhafen Geschäftsführer Joachim Zimmerman. „Wenn man eine echte Verkehrswende will, muss die Politik künftig nicht nur schneller werden, sondern eigentlich mit Lichtgeschwindigkeit arbeiten und den Etat für die Wasserstraßen massiv erhöhen. Auf der Schiene gibt es nahezu keine freien Kapazitäten mehr und durch die lang überfälligen Sanierungen im Netz der DB wird es zusätzlich Engpässe in den nächsten Jahren geben. Wo möglich, sollten daher Binnenschiffe Massengüter befördern und nicht Eisenbahnen, damit diese die dann frei gewordenen Trassen für KV-Züge nutzen können. Auch für Großraum- und Schwertransporte ist das Binnenschiff ideal.“
Investitionen in die Zukunft
Zu den bedeutendsten Investitionen in diesem Jahr gehören Maßnahmen in Aschaffenburg, Nürnberg und das standortübergreifende Projekt der HVO-Betankung, das in Bamberg gestartet wurde. bayernhafen geht hier beim Thema Nachhaltigkeit den nächsten Schritt und stellt sukzessive seine Umschlaggeräte auf den Kraftstoff HVO um. Das steht für Hydrotreated Vegetable Oils – umgangssprachlich für „hydrierte Pflanzenöle“. Diese Art von Biokraftstoff kann herkömmlichen Diesel zu 100 % ersetzen. Durch die Nutzung von HVO werden die gesamten Schadstoffemissionen im Lebenszyklus einer Maschine um rund 75 % reduziert. Der reine CO2 Ausstoß beträgt nur rund die Hälfte. Es wird lediglich emittiert, was die Pflanze vorher auch aufgenommen hatte. In diesem Bereich sind die Fahrzeuge dann klimaneutral. Da recycelte Fette und Öle benutzt werden, gibt es auch keine Konkurrenz zu Nahrungsmitteln.
Sehr große Infrastrukturmaßnahmen nähern sich im Hafen Aschaffenburg ihrer Fertigstellung. Die dortigen Maßnahmen sind ein Musterbeispiel für eine Modernisierung seitens bayernhafen zusammen mit seinen Kunden Hand in Hand. Unter anderem werden an Kai 1 und 2 die Kaimauern komplett modernisiert und der Kai um ein zweites Bahngleis erweitert. Die Flächennutzung für die Kunden wird somit deutlich optimiert und zusätzlich stärkt bayernhafen hier seine eigene trimodale Fläche (Schiff, Bahn und LKW) deutlich, um künftig noch mehr Unternehmen außerhalb des Hafens direkt seine Dienstleistungen anzubieten.
Eine zweistellige Millionensumme investiert bayernhafen auch am Standort Nürnberg. An Kai 1. Wird bereits für rund 2,3 Mio. Euro auf 425 m Länge die Entwässerungsinfrastruktur des Kaibereichs am Main-Donau-Kanal auf den neuesten Stand der Technik umgerüstet. Unter anderem werden in diesem Bereich sechs Großreinigungsanlagen zur Sedimentation und Filterung des Niederschlagswassers eingebaut. Das neue Niederschlagswassersystem hat bayernhafen selbst konzipiert. Im nächsten Schritt werden die Verkehrsflächen für Bahn und LKW am Kai so modernisiert, dass dort ein Umschlag mit mobilen Geräten möglich wird. Hier kann bayernhafen den Vorteil des eigenen Ingenieur- und Planungsteams mit seiner langjährigen Erfahrung voll ausspielen, um Projekte schneller umzusetzen.
Am trimodalen KV-Terminal in Nürnberg haben die Arbeiten im Bereich der Gleise bereits begonnen. Die öffentliche Ausschreibung für drei neue Containerkräne läuft. Mit dieser Erweiterung wird das 2006 in Betrieb genommenen KV-Terminals um rund 21 % auf eine Kranleistung von 411.000 TEU pro Jahr erweitert, da es inzwischen an seine Kapazitätsgrenzen kommt.