Hubs für Windenergie
Die bayernhafen Standorte sind längst bereit
Deutschland setzt verstärkt auf Windenergie: Bis zum Jahr 2030 sollen Windräder mit einer Kapazität von 115 Gigawatt an Land installiert sein. Zum Vergleich: 2022 hatten alle Windräder in Deutschland zusammengenommen eine Leistung von 58 Gigawatt. Es muss also noch ordentlich gebaut werden. Dabei stellt sich die Frage: Wie sollen die großen und schweren Anlagenteile an Ort und Stelle gebracht werden? Die bayernhafen-Standorte haben da längst eine Antwort gefunden.
Es liest sich fast so, als wäre die Idee komplett neu: In seiner „Windenergie-an-Land-Strategie“ schlägt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unter anderem vor, für den Transport der schweren Teile von Windenergieanlagen verstärkt die Wasserstraßen zu nutzen. Außerdem sollen laut der Strategie Windkraftanlagen-Hubs in den Binnenhäfen errichtet werden.
Vorgestellt wurde das 20 Seiten starke Papier Ende Mai auf dem zweiten Windkraftgipfel. Mit der Strategie soll der Ausbau von Windkraftanlagen an Land deutlich beschleunigt werden. Zu den zwölf Handlungsfeldern gehören unter anderem die Vereinfachung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sowie die Stärkung von Wertschöpfung und Produktionskapazitäten in Deutschland. Unter Punkt zehn – „Transporte von Windenergieanlagenteilen erleichtern“ – heißt es: „So schnell wie möglich werden Großraum- und Schwertransporte von Windenergieanlagenteilen, Kabelrollen und anderen für die Energiewende benötigten Gütern, wo immer dies möglich ist, im Hauptlauf auf die Wasserstraße verlagert.“ Dazu sollen unter anderem Streckennetze der Wasserstraßen inklusive Umschlagstellen für Windenergieanlagen und Kabeltrommeln im Hauptlauf erarbeitet und Hubs für Windenergieanlagen errichtet werden.
Für die Binnenhäfen in Bayern sind diese Pläne und Ideen nichts Neues. „Wir schlagen schon seit Jahren neue und gebrauchte Teile von Windkraftanlagen in unseren Häfen um und haben schon mehrfach den Nachweis erbracht, dass wir auch als Hubs zur Verfügung stehen“, sagt Joachim Zimmermann, Geschäftsführer von bayernhafen. Bislang allerdings wird ein Großteil der schweren Güter für die Windenergieanlagen – darunter Rotorblätter, aber auch Kabeltrommeln oder Großtransformatoren – in Deutschland über die Straße transportiert. Und das, obwohl die Großraum- und Schwertransporte (GST) auf der Straße aufwendig genehmigt werden müssen. Unter anderem sind Erlaubnisse für die übermäßige Straßenbenutzung einzuholen; der langwierige und kostenintensive Prozess führt zu großen zeitlichen Verzögerungen. „Es müssen mehr Großraum- und Schwertransporte auf die Wasserstraße und für geeignete Güter auch auf die Schiene verlagert werden“, sagte daher auch Staatssekretärin Susanne Henckel Ende Juni auf der vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) in Bonn ausgerichteten Veranstaltung zur Beschleunigung des Windenergieausbaus unter Nutzung der Wasserstraße.
Für Joachim Zimmermann steht fest: Die Binnenhäfen in Bayern haben nicht nur die Kapazitäten für Pufferläger, sondern verfügen längst über die Möglichkeiten, die schweren Güter – darunter lange Rotorblätter – umzuschlagen. So hat beispielsweise der Hafen in Passau bereits mehrfach bewiesen, dass er mit den sperrigen und langen Rotorblättern umgehen kann. Ab 2009 wurden 44 Meter lange Rotorblätter umgeschlagen und nach Südosteuropa verschifft. 2018 waren die Rotorblätter dann schon 60 Meter lang – und laut Zimmermann geht da grundsätzlich noch mehr. „Bis zu 90 Meter lange Rotorblätter kann die Binnenschifffahrt übernehmen – dafür werden dann die 135-Meter-Schiffe genutzt“, sagt er. Zwar können Schiffe dieser Länge auf einigen wenigen Wasserstraßen nicht mehr fahren, weil sie nicht durch die Schleusen passen, in Bayern können aber alle Binnenhäfen erschlossen werden.
Als Umschlaghubs sind deshalb grundsätzlich alle bayernhafen-Standorte geeignet. „Der Umschlag muss nicht immer über dieselben Standorte laufen“, sagt Zimmermann. „Das kann hier projektbezogen wechseln und jeweils in der Nähe der Orte geschehen, wo die Anlagen dann auch aufgebaut werden sollen. Wir stehen jedenfalls längst bereit und können auch die künftigen Mengen und Größen stemmen.“
Falls die Rotorblätter künftig aber tatsächlich noch länger als bisher werden sollten, dann scheidet die Schifffahrt und damit der Umschlag in den Binnenhäfen aus. „Dann bleibt wieder nur die Straße übrig“, sagt Zimmermann. Sein Appell: Die Planer von Windparkanlagen müssen sich rechtzeitig auch mit der Logistik zusammensetzen, um sicherzugehen, dass der Transport auch möglich ist. „Die Logistik muss mit geplant werden.
Diese Abstimmung findet leider noch viel zu selten statt“, sagt er.
Um die Verlagerung von der Straße auf Wasser und Schiene zu erleichtern, hat das BMDV eine Datenbank für GST-Umschlagstellen geschaffen und im Juli online gestellt. In dem Tool werden die GST-fähigen Umschlagstellen der Häfen und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) und ihre jeweilige Infrastruktur erfasst und bereitgestellt. Erreichbar ist die Datenbank unter https://via.bund.de/wsv/elwis/map/